Friedrich Erhardt und seine Frau Rosine begannen im Jahr 1903 mit einer Küferwerkstatt in Sandhof.
In der Werkstatt wurden Gipser- und Maurerkübel, Waschzuber und Eichenfässer hergestellt. Neben einer kleinen Landwirtschaft konnten durch die Küferei die Einkünfte etwas aufgebessert werden.
Das Ehepaar hatte eine Tochter und drei Söhne. Die Söhne lernten auch das Küferhandwerk und machten die Meisterprüfung. Nach dem 2. Weltkrieg führte dann Wilhelm Erhardt (sen.) die Küferei weiter.
In den 50-er Jahren mussten viele „Butten" zum Heruntertragen der Weintrauben aus den Weinbergen und viele „Bergzuber" zum Transport der Trauben in die Kelter hergestellt werden.
Die Blütezeit des Küferhandwerks endete Anfang der 60-er Jahre. Die Gefäße wurden nun aus Kunststoff und später auch aus Edelstahl hergestellt.
Wenn Wilhelm Erhardt (jun.) sich bei der Arbeit in seiner Werkstatt fotografieren lässt, so hat das nur noch musealen Wert.
Schon Mitte der 50-er Jahre machten sich Wilhelm Erhardt (sen.) und seine Frau Marie Gedanken über mögliche neue Richtungen ihres Betriebes.
1956/57 wurde in Sandhof die Wasserleitung und der Kanal verlegt. Dies war eine Voraussetzung für den Betrieb einer Mosterei. Das Obst musste gewaschen und das Schmutzwasser entsorgt werden können.
Nach dem Bau eines neuen Gebäudes für eine Werkstatt-Erweiterung und einer Mosterei kauften sie eine hydraulische Presse von „Amos" (Maschinenfabrik in Heilbronn). Diese Entscheidung war weitsichtig, legte sie doch die Richtung des Betriebes bis heute fest.
Anfänglich war es eine reine Lohnmosterei, d.h. die Obstbesitzer ließen ihr Obst pressen und machten aus dem Saft wohl überwiegend Gärmost.
Doch bald wurden zu der damaligen Süßmosterei Ehnes in Brettheim Kontakte geknüpft und eine Tauschmöglichkeit- Obst gegen Apfelsaft- geschaffen. Das Obst musste mühsam von Hand auf die Ehnes-LKW geschaufelt werden. Überhaupt war die Mosterei mit der damaligen Packpresse eine sehr anstrengende körperliche Saisonarbeit, die sich auf nur zehn Wochen im Jahr erstreckte.
Die anfallenden Äpfel und Birnen konnten unmöglich alle zu Gärmost und Süßmost verarbeitet werden. Also suchte man nach weiteren Verwertungsmöglichkeiten.
Die Brennerei
Im Jahre 1963 erwarben Wilhelm Erhardt (sen. u. jun.) ein Brennrecht und eine Brennereianlage. Zukünftig wurden Gärmost, Äpfel- und Birnenmaische, Zwetschgen u.a. zu Obstwasser und Zwetschgenwasser gebrannt. Bald kam auch der Himbeergeist dazu und Jahre des mühevollen Himbeersammelns folgten. Aber es war wichtig, solche Raritäten und Spezialitäten im Sortiment zu haben.
Heute sind folgende Brände im Angebot:
Sog. „Wässer": Obst, Zwetschgen, Mirabellen, Quitten, Kirsch und Williams Sog. „Geiste": Himbeer- und Schlehen Liköre: Blutwurz, Sandhoffeuer (Schlehen), Kräuter, Kirsch und Holunder
Nicht zuletzt durch das „Brennen" der Äpfel und Birnen wird das, auf unseren ökologisch wertvollen Streuobstwiesen gewachsene Obst, sinnvoll verwertet.
Ab Mitte der 70-er Jahre begannen Wilhelm Erhardt (jun.) und seine Ehefrau Helga selber Apfelsaft abzufüllen. In den Anfängen mussten die Flaschen von Hand geputzt und vorgewärmt werden, von Hand jede einzelne Flasche an einen 4-stelligen Füller gehängt und anschließend verschlossen werden. Durch starken persönlichen Einsatz und ständiger Weiterbildung, immer ein Ohr an den technischen Neuerungen wurde die Fruchtsaftherstellung kontinuierlich ausgebaut. Ständig neue Investitionen waren nötig, um den Anschluss an den veränderten Markt nicht zu verlieren.
Inzwischen schloss Jürgen Erhardt in Weihenstephan seine Ausbildung zum Fruchtsafthersteller ab.
Die letzten großen Investitionen waren der Erwerb der neuen Bandpresse, der Bau der modernen Bodenwaage mit Förderband, die Umrüstung auf eine Kurzzeiterhitzungsanlage (KZE) und der Bau der Hallen für die Edelstahltanks und das Getränkelager. An der neuen Abfüllanlage ist immer noch Handarbeit nötig; sei es das Befüllen der Flaschenputzmaschine, das kontrollieren der geputzten Flaschen, oder das Palletieren der befüllten Flaschen und Kisten. Eine gut eingespielte und fleißige, junge Mannschaft ist hier fast jeden Samstag im Einsatz.
Die Lagerkapazität von kurzzeiterhitzten Säften beträgt inzwischen ca. 1 Million Liter. Die Firma ist in der Lage, das anfallende Obst nicht nur aus Frankenhardt, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden Stimpfach, Jagstzell, Rosenberg, Adelmannsfelden, Bühlerzell, Bühlertann, Vellberg und darüber hinaus zu verarbeiten und zu lagern.
Zum Abschluss aus heutiger Sicht kann man sagen, die Fa. Erhardt, Fruchtsaftherstellung GmbH ermöglicht es ihren Kunden das auf ökologisch wertvollen Streuobstwiesen geerntete Obst, sinnvoll und umweltschonend direkt vor Ort zu verwerten und somit aktiven Umweltschutz zu betreiben.
Die Streuobstwiesenbesitzer können aus ihrem Obst Most herstellen, es verkaufen, oder im Tausch Fruchtsäfte aller Art erwerben, oder auch zum „Brennen" bringen.
Aber auch die vielen Kunden ohne eigenes Obst tragen zum Erhalt unserer Streuobstwiesen bei, wenn sie gesunde, wohlschmeckende Säfte aus unserer Region trinken., edel gebrannte „Wässer", „Geiste" oder Liköre genießen oder einfach wieder einmal ein Glas Most verkosten.